"Magnetic Balun + Draht = Antenne"

In letzter Zeit war öfter über Antennen mit Magnetic Balun zu lesen, von eierlegende Vollmilchsau bis das Ding kann nicht gehen..... nachdem verschiedene Kerne sich als geeignet erwiesen haben ist es an der Zeit Draht und TRX an den Enden zu befestigen und der Sache auf den Grund zu gehen



verschiedene 9:1 unun


Im Internet fand ich verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Drahtlängen 10m, 12,5m, 20m horizontal polarisiert und auch oft 6,8m als Vertikalantenne. Ich arbeite seit längerer Zeit mit einem 6,8m langen CB-5/8 Strahler in 3m Höhe mit drei 5m langen Radials die schräg zur Erde abgespannt sind. Das Anpaßnetzwerk habe ich entfernt und der Strahler wird mit meinem Tuner abgestimmt. Von 10-40m habe ich damit recht gute Erfahrung gemacht, wobei 10m erwartungsgemäß am besten geht und auf 40m nicht viel zu erwarten ist. Deshalb fiel die Entscheidung ebenfalls auf 6,8m weil sich in Verbindung mit meiner 9m Angelruhte eine vergleichbare Konstruktion aufbauen läßt.

Portabel-Rack


Also ab in den Garten und wir werden sehen was am Mythos "Eierlegende Vollmilchsau" dran ist.......

Test1 -> Ringkern 3 FT140-43
gibts auf dem Flohmarkt ->
ft140-43ant

Blick ins Gehäuse (Masseklemme fehlt noch)


Die Behauptung das die Kombination Balun und Draht über 5m ein SWR unter 3 ergibt habe ich eh nicht ernst genommen, aber die Möglichkeit eine Kombination Strahlerlänge-Balun-Radial(e)-Kabellänge zu finden mit der man ohne Tuner bzw. ohne "große" Fehlanpassung abstimmen kann hatte ich schon.

Für den ersten Wochenendversuch habe ich ein paar Kombinationen ausprobiert....

Tabelle Test Kern 3


Alle Kombinationen habe ich mit meinem Tuner problemlos abstimmen können. Ich habe mir nie die Finger am Gehäuse des TS50 oder der Taste verbrannt, also wenig oder keine HF. Wenn ich das Radial angeschlossen bzw. entfernt habe, war der Unterschied in der Empfangsfeldstärke nicht festzustellen -> am Ende geht das auch ohne Radial? Die Variante in 5m Höhe hat mir persönlich am besten gefallen.



Test2 -> Ringkern 4 FT114-43

ft114-43ant


Für den Portabeleinsatz ist es nicht immer möglich große Angelruten aufzubauen besonders wenn man sich z.B. im Urlaubsgebiet befindet. Schnell werden erholte Urlauber zu verängstigten neugierigen ruhelosen Begutachtern einer 9m langen Antenne und die HF kribbelt förmlich im ganzen Körper. Die Lösung kann da eine 3m lange Antenne sein, nach dem Motto je kleiner desto gefahrloser, oder einfach auch nur unauffälliger...

Größenunterschied


Dazu habe ich die 6,8m auf eine Länge von ca 2m aufgewickelt und das Gebilde in 1 und 2m Höhe ausprobiert... Auch hier kann der Tuner problemlos für Anpassung sorgen.

Tabelle Test Kern 4 aufgewickel


Die beiden Antennen Kern 3 volle Länge und Kern 4 aufgewickelt habe ich ca 10m voneinander getrennt aufgestellt und die Feldstärke von empfangenen Stationen verglichen. Erwartungsgemäß war die Signalstärke der "Kleinen" etwa 1-2 S-Stufen schlechter, aber auf den oberen Bänden läßt es sich dennoch ganz gut arbeiten.

Achja wer jetzt denkt ich habe am Wochenende nur Draht auf und abgerollt....ein paar QSO's sind auch abgefallen... (auf die Rapporte würde ich nichts geben hi)

LOG-Auszug


Am Ende des Tages kann ich sagen: ja es gibt eine (wohl eher einige) Kombinationen wo ein gutes SWR auf allen Bändern möglich ist. Je höher das Ding hing desto besser wurde das SWR und komischerweise war auch mehr zu hören! Die Fehlanpassung läßt auch Nutzer der automatischen Tuner nicht im Stich. Auf allen Bändern (außer 160m) habe ich Stationen von laut bis leise hören und arbeiten können.



Test3 -> Ringkern 3 FT140-43

Nach den ersten Versuchen mit vertikaler Polarisation hat mich interessiert wie sich längere Drähte horizontal nutzen lassen. Dazu habe ich einen dünnen leichten Draht mittels zwei Angelruten auf 7m Höhe gebracht. Die Drahtlänge habe ich erst auf 22m festgelegt und mit verschiedenen Radiallängen experimentiert. Anschließend (nach roter Linie) das Radial des letzten Versuchs beibehalten und die Strahlerlänge etwas gekürzt. Einige Werte habe ich in der Tabelle dargestellt.

Tabelle Test Kern 3


Es fällt schonmal auf, daß es möglich ist auf allen Bändern ein SWR von kleiner 3,5 zu erreichen. Ohne Radial ging es super und mit einem Radial kann man das Gebilde beeinflussen. Das Ganze ändert sich recht gutmütig man kann ruhig mal 30cm abschneiden ohne das viel passiert. Auch die Änderung der Strahlerlänge bringt nicht die großen Veränderrungen. Es macht also Sinn eine Strahlerlänge zu wählen die gute Abstrahlungseigenschaften auf den Lieblingsband erwarten läßt und in Resonanz ist. Dann eventuell mit einem oder mehreren unterschiedlich langen Radials die Abstrahlung und Anpassung zu verbessern.



Test4 -> Ringkern 3 FT140-43

Da der Sommer 2007 sich dem Ende neigte wurde das Experiment "Eierlegende Vollmilchsau" in die warme Bude verlegt. Beim nächsten Test bleibt die Strahlerlänge unverändert, aber als Speiseleitung habe ich verschiedene Längen ausprobiert. 4m und 10m weil ich die so da hatte und 14,13m weil das Lambda/2 auf 40m und Vielfache von Lambda/2 auf den klassischen Bändern sind (* Verlängerungsfaktor).



Tabelle Test Kern 3


Überrascht hat mich der starke Einfluß der Speiseleitung und die SWR-Werte mit 14,13m Kabel. Als ich dann das so lassen wollte habe ich (der Ordnung zuliebe) die überzähligen Meter Kabel als Mantelwellendrossel aufgerollt und mit Kabelbändern fixiert, das hatte allerdings zur Folge das das SWR im Eimer war!! Also wieder im Raum ausgelegt und SWR wieder super bis zu 30m runter.... Auf den oberen Bändern ein schönes Ergebnis da braucht man keinen Tuner mehr.

Aber das Gebastel macht nur Sinn wenn damit auch ein paar QSO's gefahren werden. Neue Antenne, neues Logbuch, kleiner FT-817 (mit 300 Hz CW Filter). Mit 5 Watt war ich über die Anzahl der Verbindungen durchaus zufrieden und ein paarmal ist mir auch DX gelungen. Der größte Anteil der Verbindungen waren aber natürlich Europa-QSO's.



LOG-Auszug



Test5 -> Strahler 6,8m im Vergleich 10,7m

Die Sonnenfleckenaktivität lässt noch auf sich warten, deshalb ist Zeit auch was zu probieren. Die 6,8m Strahlerlänge wie ich sie so gern verwende waren ja nicht zuletzt durch die Masthöhe von 9m und dem 10m-Band geschuldet. Nachdem ich die Masthöhe auf 12,5m erhöht habe (gibts ja sogar noch länger) ist auch problemlos mehr Draht unterzubringen. Für 20m wo ja im Moment am meisten Spaß am Tag zu erwarten ist geht da schon Lambda 1/2. Auch hier stellt sich ein recht brauchbares SWR ein. die letzten zwei Meter der Zuleitung wurden vor dem TRX als kleine Drossel aufgewickelt damit ist die Zuleitung auch als Radial für die anderen Bänder zu sehen, somit ist auch auf 40m die Antenne nutzbar, aber es lohnt sich unbedingt mehrere Radiale vorzusehen, wenn man im Garten auch den Abend verbringen will.

Tabelle Test Kern 3

Auf 10 und 12m habe ich an diesem Tag nichts gehört und somit auch keine Vergleiche anstellen können. England war bei 15m mit beiden Antennen hörbar, aber mit der Kürzeren geringfügig besser. Alles Andere konnte die 10,7m lange Antenne für sich entscheiden auf 20 und 40m definitiv die längere Antenne im Vorteil, sicher nicht zuletzt weil das Gebilde in Resonanz und höher aufgebaut ist. Wer aber nur auf 40m arbeiten will dem würde ich empfehlen den Ringkern wegzulassen und dafür ordentliche Radials anzubringen, denn für eine 1/4 Lambda GP braucht man den 9zu1 wirklich nicht.

Tabelle Test Kern 3


Ein paar Stationen fanden den Weg ins LOG, ich habe nicht die ganze Zeit am Gerät verbracht, im Schnitt hat es keine zwei Minuten gedauert bis ich eine Station gefunden und angerufen habe. Die Rapporte entsprechen bei 5nn nicht immer der S-Meter-Schätzung am TS50, die DS4-Station war für einige Minuten irre laut zu hören, was nicht unbedingt ein Zeichen dafür ist das die Antenne optimal ist, denn der Spuk war schnell vorbei und ich ganz froh den sehr höflichen OM sicher gearbeitet zu haben. Ich habe auch nicht Jagt auf DX gemacht sondern einfach gearbeitet was so gerufen hat.





Also was ist dran am Mythos "Eierlegende Vollmichsau"?

Es ist möglich eine preiswerte Multibandantenne aufzubauen mit der man ordentlich funken kann....Eine sinnvolle Strahlerlänge kann durch Verändern der Radial- und Speiseleitungslänge auf mehreren Bändern angepasst werden, so daß der eingebaute Tuner im TRX keine Mühe haben sollte abzustimmen.....Der "Magnetic Balun" kann trotzdem nicht zaubern....Das Ganze ist von mehreren Faktoren abhängig und ein Patentrezept kann ich nicht geben....Wenn Du ähnliche Test gemacht hat würde ich mich über einen Erfahrungsaustausch freuen!!!